Ein einfaches und wirkungsvolles Format um von einander zu lernen.
Ich war letzte Woche wieder für 1,5 Tage in einer kollegialen Fallberatung. Wir waren 10 kluge Köpfe aus der Organisationsentwicklung zusammen in einem Raum – so viel geballtes Wissen und Erfahrung, das war beeindruckend und hat Spass gemacht!
Bei der kollegialen Fallberatung/Intervision oder auch Supervision geht es darum, eigene Praxisfälle einzubringen, für die man vielleicht keine schnelle einfache Lösung parat hat. Durch die Bearbeitung in der Gruppe erhält man viele verschiedene Perspektiven auf die Situation und einen grossen Blumenstrauss an Lösungsmöglichkeiten.
Mir gefällt diese Methode so gut, weil sie eine so einfache und gleichzeitig so wirkungsvolle Gelegenheit bietet voneinander zu lernen und sich zusammen weiterzuentwickeln. So sind die Vorteile von regelmässiger kollegialen Fallberatung:
- Sie fördert die Selbstreflexion und zeigt blinde Flecken auf.
- die unterschiedlichen Sichtweisen erweitern den eigenen Blick und liefern eine Vielzahl an kreative Lösungen und neuen Denkansätzen, damit verändert sich auch die eigene Haltung.
- Regelmässige kollegiale Fallberatungen stärken die Zusammenarbeit und das Vertrauen innerhalb des Teams und etablieren eine Kultur des voneinander Lernens.
- Die Methode stärkt die Eigenverantwortung und Handlungskompetenz der Beteiligten.
- Durch den strukturierten Ablauf entsteht Sicherheit im Gespräch und auch schwierige Themen können mit der Zeit angesprochen werden.
In meiner Beraterpraxis stelle ich immer wieder fest, dass die Hürde für die Teilnahme an einer kollegialen Fallberatung am Anfang immer recht hoch ist. Die Teilnehmenden können sich nicht vorstellen, inwiefern der Austausch untereinander (ohne eine qualifizierte Trainerin) sie in ihrer Entwicklung und für ihre Praxis weiterbringen soll. Ausserdem sehen sich viele gerne in der Rolle der BeraterIn, die ihre Erfahrung und Tipps einbringt. In der Rolle der FallgeberIn fühlt man sich schnell mal unwohl und traut sich nicht. Dabei profitiert die FallbringerIn im besonderen Masse von der Bearbeitung ihres Falls. Hinterher sind die Meisten dann hellauf begeistert und wollen unbedingt weitermachen. Damit eine kollegiale Fallberatung gelingt braucht es von allen Teilnehmenden:
- Ein Begegnen auf Augenhöhe und gegenseitige Wertschätzung
- Verbindlichkeit und Commitment für die Sache
- Den Mut einen Fall einzubringen und die Offenheit sich auf neue Denkansätze einzulassen
- Die Haltung sowohl Beratende als auch Lernende zu sein.
Fallberatung mit Methode: Strukturierter Austausch für den Führungsalltag
Wie lange man sich für die kollegiale Fallberatung/Intervision oder auch Supervision (dann mit einer externen Moderator/Supervisior) Zeit nimmt und in welchem Abstand man sich trifft entscheidet die Gruppe. Von 1,5 Stunden online bis 2 Tage am Stück vor Ort ist alles möglich. Auch ob man sich untereinander mit der Moderation abwechselt oder sich einen professionellen Supervisor/Moderator dazu nimmt, ist der Gruppe selbst überlassen. Ich persönlich finde, dass eine professionelle SupervisorIn/BeraterIn mehr Verbindlichkeit und Professionalität einbringt und vor allem zu Beginn hilft, vertraut mit der Struktur/Ablauf zu werden. So gibt es auch diverse verschiedene Varianten, wie man den Ablauf gestalten kann. Ein einfacher Ablauf für den Start ist aber sicher dieser hier:
- Fallschilderung durch die FallbringerIn (5-10 Min.): Fall beschreiben und Fragestellung formulieren
- Verständnisfragen durch die Gruppe (5-10 Min.): Was benötigen wir noch, um den Fall wirklich zu verstehen, z.B. was ist schon versucht worden, wer ist beteiligt?
- Beratung der Gruppe ohne FallgeberIn (15-20 Min.): Gruppe diskutiert untereinander mögliche Hypothesen, Ideen, Erfahrungen und Impulse aus, Fallgeberin hört aufmerksam zu und macht sich Notizen.
- Rückmeldung durch die FallgeberIn (5-10 Min.): Was nehme ich mit? Was war hilfreich? Was war überraschend?
- Reflexion zur Methode (5 Min.): Wie war der Prozess für alle? Was lief gut, was kann man für das nächste Mal verbessern?
Das Schöne an der Methode ist, sie ist für alle Branchen und Rollen geeignet. Ich setze kollegiale Fallberatung/Intervision/Supervision immer gerne bei Führungsthemen für die Umsetzung in den Arbeitsalltag ein. Es ist die beste Methode erlernte Inhalte zu festigen und in den eigenen Führungsalltag zu übersetzen. Für mich persönlich ist es eine super Methode, um die eigene Beraterkompetenz zu erweitern und meine Haltung und Praxis zu reflektieren.
Was hast Du für Erfahrungen mit kollegialer Fallberatung/Intervision/Supervision gemacht? Worauf sollte man unbedingt achten, damit eine kollegiale Fallberatung erfolgreich ist? Was sind deiner Meinung nach Hürden und wie könnte man sie abbauen?
Ich freue mich auf deine Inputs und Gedanken dazu!
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